Text zur Ausstellung

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Modefotos, die Bilder der Mode, werden zunehmend auch außerhalb ihrer ursprünglichen Wirkungsfelder von Werbung und Illustrierten wahrgenommen. Ihre Bedeutung hat sich vom reinen Abbilden eines Kleidungsstücks über die Vermittlung eines modischen Looks hinaus bis hin zur Konstruktion eines Images und zur Einschreibung einzelner Bilder in die Kunstgeschichte verschoben.

Wenn Mode - im idealistischen Sinn - der Versuch des Ausdrucks eines individuellen
Lebensgefühls ist, so kann ihr Abbild, das Modefoto, als eine Synthese aus gesellschaftlicher Realität und idealisierter Inszenierung gelesen werden.
Das ästhetisch produzierte Bild generiert, stützt und zementiert Geschlechter-rollen, arbeitet mit Standes- und Sippenidentifikationen und vermittelt ethische Werte. In der perfekten Erscheinung - mit dem bis ins kleinste Detail inszenierten und digital bearbeiteten Idealbild - wird zugleich ein Wunsch erzeugt, diesem Bild von Frau/Mann entsprechen zu wollen. Das "Ich" spiegelt sich im Bild, vergleicht
und setzt sich dem Druck aus, stets neue Oberflächen und Identitäten anzunehmen,
um damit Individualität darzustellen und Sichtbarkeit zu erzeugen - ein Paradoxon.

Die Modefotografie kann das Idealbild jedoch auch mit subtilen Mitteln wie Überzeichnung, Reduktion, Verschleierung, Entpersonifikation, Verfremdung, Dekonstruktion usw. verschieben. Sie kann das Bild mit Hilfe von Irritationen neu lesbar machen und auch die Konstruktion, die völlige Inszeniertheit des Systems Modefotografie offenbaren und damit eine versuchte persönliche Identifikation ad absurdum führen. Das ästhetische Angebot der Inszenierung von Images kann aber auch, im besten Fall, als Anregung verstanden werden, mit Fremdkonzeptionen in der Eigenwahrnehmung und -konstruktion zu experimentieren und zu spielen.






Doris Psenicnik, Andrea Schlemmer