Kunst, Körper und Raum

Der menschliche Körper ist gewöhnlich gekleidet. Er trägt eine zweite Haut, die ihn schützt, die seine Nacktheit bedeckt und seine Scham verhüllt. Über die Kleidung des Körpers entstehen semantische Felder, die zwar auf den Körper verweisen, jedoch über ihn hinaus reichen. Die (Körper)Hülle kann so zu Architektur werden oder zu Skulptur, ihre Repräsentation des Körpers zu einem selbstreflexiven künstlerischen Medium. Der Signifikant des verhüllten Körpers bleibt die Mode. Mode kleidet nicht nur, sondern bildet einen der Brennpunkte einer Kulturproduktion, in der sie jedoch gleich von ihrem materiellen in einen diskursiven Zustand überführt wird. Mode ist zu einer Muse der Kunst geworden, die sie imitiert, parodiert, diskursiviert und damit konterkariert. Ebenso bedient sich die Mode der Kunst als Inspirationsquelle - beide stehen in einem Tauschverhältnis. Dabei geht es auch um Strategien des Verkaufs und der Kommerzialisierung wenn sich die Kunst des Vertriebs-systems der Mode bedient: multimediale Sichtbarkeit ist auch für Kunst ein möglicher Weg zum Erfolg. Umgekehrt nutzt die Mode Sakralisierungsstrategien der Kunst, um sich ihre Aura von Originalität und Exklusivität anzueignen, um die unendliche Reproduzierbarkeit ihrer Produkte mit der gesetzten Einmaligkeit der künstlerischen Kreativität zu überhöhen.

Doch Mode steht in einem immer abstrakteren Verhältnis zum Körper, den sie mit ähnlichen Interessen bekleidet wie ihn die Kunst enthüllt. Die Komplementarität von Konstruktion und Dekonstruktion, von innen und außen, von Oberfläche und ihrem Darunter machen zeitgenössische Überlegungen zu Mode und Kunst produktiv und schaffen dort Ambivalenzen wo binäre Modelle vorherrschten. Über die Bilder des Körpers und seiner Transformationen vereinen sich Mode und Kunst und münden in die Diskursivität um den Körper und die manipulative Kraft von Bildern.

(Frauen Kunst Wissenschaft, Heft 40, Überlegungen zu Kunst, Körper und Raum)

 

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